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Kämmereigebäude
"Man geht an einem Sommernachmittag gegen fünf, halb sechs
über den Ring der schlesischen Stadt Neiße. Das ganze hat eine leicht österreichisch
gefärbte, legere Stimmung, eichendorffisch plätschert der Brunnen bei der Kreuzkirche,
schlank blüht der Rathausturm, das buntbemalte Kämmereigebäude sieht zugleich
lustig und propper aus".
Max Hermann - Neisse - "Wallspaziergang bei Neisse".
Von
1602 bis 1604 bauten die Bürger an der Südwestseite des Ratsturms das Kämmereigebäude
(33 m hoch), das im offenen Erdgeschoss die Stadtwaage enthielt.. Das sogenannte
Stadtwaagehaus entstand aus einer Stiftung des Bischofs Johann Sitsch. Sein
Giebel ist einer der reichsten und bestdurchdachten Schöpfungen der Spätrenaissance.
Das Haus der Stadtwaage überstand den Krieg, wurde jedoch leider kurz nach der
Befreiung zerstört. Bei der Belagerung Neisses 1807 durch Franzosen wurde das
Haus beschädigt - zum Andenken wurde in die Ecke ein artillerisches Geschoss
aus Napoleonscher Belagerung eingemauert. Bei den Kämpfen im März 1945 erlitt
es Brandschäden und noch einmal nach der Einnahme der Stadt durch russische
Truppen. Wir können es aber nach dem Wiederaufbau im Jahre 1955 wieder bewundern.
Das Gebäude wurde restauriert, Reste der Bemalung sind noch zu sehen. Das Haus
gewann jedoch den früheren Glanz nicht mehr zurück, weil es um seine herrlichen
Verzierungen gebracht wurde. Außerdem sind auf der Fassade nur Reste der aus
dem 19 Jahrhundert stammenden Polychromie mit Wappenmotiven erhalten geblieben.
Damals an der Wandflachen des Gebäudes befanden sich altbibilische Portraits,
die11 Metopen als germanischen Helden. Das Hauptgesims, zahlte 14 Malerei, auf
denen verewigt sind die Herrscher von Pipin der Kleine bis Heinrich II. Oben
befand sich eine Gestalt von Madonna als Himmelkönigin. Den Giebel schmückten
Figurennischen zwischen konischen Pilastern; die Figuren sind, wie auch der
bekrönende Engel und die seitlichen Obelisken
verloren. Von den reichen Ornamenten blieb das Justizstandbild (römische Allegorie
der Gerechtigkeit), die hatte ein wachsames Auge auf den Handel in der Stadt.
Stadtwaagehaus war ein Gebäude des Wagenmusters, die in der Stadt verwendet
wurden. Das Renaissancegebäude beherbergte lange Zeit die Kämmereikasse, später
die städtische Spar- und Girokasse und die städtische Volksbücherei. In der
Laubenhalle im Erdgeschoß stand über Jahrhunderte eine große hölzerne Waage,
die im Sommer 1939 baufällig wurde und entfernt werden musste.
Eine Anekdote über die Geschichte des Endes von Alter Waage:
Während des Bierfestes am Anfang des 20. Jahrhunderts, die Bürger der Stadt
Neiße mochten prüfen, wer hat mehr Bier getrunken. Sie kamen auf erstaunliche
Idee und entschieden sich für Wiegen. Dieses Ereignis stellte sich schicksalhaft
heraus , mit schlimmen Folgen für die Waage aus Holz. Nach dem Fest blieben
nur gebrochene Elemente und die Waage ist in Vergessenheit geraten.
Hier befindet sich gegenwärtig öffentliche Bibliothek den Namen Wladyslaws Broniewski.
Quelle:
- "Neisse: Texte und Bilder" Hrsg. von Wojciech Kunicki
unter Mitarbeit von Marta Kopij und Gabriela Połutrenko; Untertitel: "Wallspaziergang
bei Neisse" von Max Hermann Neisse. Oficyna Państwowej Wyższej Szkoły
Zawodowej w Nysie, Nysa 2005 (Zitat -Seite 55)
- "Neisse: Texte und Bilder" Hrsg. von Wojciech Kunicki
unter Mitarbeit von Marta Kopij und Gabriela Połutrenko; Untertitel: "Aus
dem schlesischen Rom" von Carl Vollrath. Oficyna Państwowej Wyższej
Szkoły Zawodowej w Nysie, Nysa 2005 (Seiten 51-52)
- "Nysa Śląskim Rzymem zwana- spacer po jej zakątkach"
- Kazimierz Staszków, Nysa 2008 (Seiten 55-56)
- Franz-Christian Jarczyk"Neisse, kleine Stadtgeschichte in Bildern"
, 1994 Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn GmbH, Würzburg (Seite 15)
- "Nysa. Przystanek wędrowca" - Urząd Miejski w Nysie
2007 (Seite 20)
- Janusz Kębłowski "Śląsk w zabytkach sztuki" (Nysa),
Zakład Narodowy im. Ossolińskich OSSOLINEUM Wrocław 1972 (Seiten 207, 209)
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